… die Akademien der Künste rechtfertigen sich weder durch das oft ironisch als »altehrwürdig« apostrophierte Etikett, das ihnen wohlmeinende Politiker nach dem Desaster von 1945 aufklebten, noch durch selbstverliehene Würden, durch die sich sogenannte Kulturträger wie in einer Art Akademie-Sonnenstudio die Bräune kultureller Prominenz einzubrennen versuchen … Sie rechtfertigen sich einzig und allein durch das, was sie tun und vermitteln und vielleicht sogar bewirken. Keine Amtskette und keine Medaille kann diese höchst präsente und Jahr für Jahr neu herausgeforderte Rechtfertigung ersetzen. Heinz Friedrich
Von 1983 bis 1995 war Heinz Friedrich Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Während dieser Zeit wurde er für eine Zeugenaussage nach seinem erlernten Beruf gefragt: »Keiner«, so seine Antwort. Mit dieser Aussage hat er seine Autobiographie überschrieben. Alle Berufe, die Heinz Friedrich im Laufe seines Lebens ausübte, hat er dadurch erlernt, dass er sie ausübte. Auf diese Weise hatte Friedrich mindestens neun Berufe: Schriftsteller, Kulturvermittler, Theaterkritiker, Redakteur, Lektor, Rundfunkdirektor, Verleger, Herausgeber, Präsident. Friedrich gehörte zu den Mitbegründern der Gruppe 47. Mit seinem Namen ist aber vor allem die Gründung des Deutschen Taschenbuch Verlages (dtv) und dessen Erfolgsgeschichte verbunden. Schließlich ist Friedrich Autor zahlreicher Veröffentlichungen sowie Herausgeber mehrerer Sammelwerke. Für seine Verdienste in all diesen Berufen wurde er mit vielen Ehrungen ausgezeichnet, u. a. mit Ehrendoktorwürden der Universitäten Regensburg und München.
Für Heinz Friedrich bedeutet Generationserfahrung, sich selbst zu verpflichten in einem bestimmten Sinn. Was er, als Angehöriger der Kriegsgeneration, gesehen, erlebt, erlitten hat, was er erfuhr auf dem Weg durch die Finsternis, ließ ihm keine Wahl: Es nötigt ihn, Zeugnis abzulegen … Der Aufklärung zu dienen, die oft verhöhnte Vernunft ins Recht zu setzen, daran zu erinnern, wohin Gewalt führt … aus dieser Praxis gewann er auch den Maßstab, der ihn als Verleger leitet …
Der Heinz, sagte mir Böll einmal, das ist einer von uns. Siegfried Lenz
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